Lebenshilfe Braunschweig
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30.09.2024

Die Lebenshilfe tanzt! Inklusion auf Braunschweigs Bühnen

Die esistso!company feiert ein besonderes Jubiläum: Seit 20 Jahren begeistert die von Gerda Brodmann-Raudonikis geleitete Tanztheatergruppe das Publikum. Uwe Brodmann hat diesen beeindruckenden Weg mit seiner Kamera begleitet und die schönsten Momente der Company festgehalten.

Ein Raunen hallt von den hohen Decken der St. Magni-Kirche wider. Alle Stühle sind bis auf den letzten Platz besetzt, und ein aufblasbarer Delfin liegt regungslos auf einem Meer aus Tüll und zieht die Blicke der Gäste der Ausstellungseröffnung auf sich. Doch bevor sein Geheimnis gelüftet wird, betreten die Redner die Kanzel, um die Mitwirkenden der esistso!company zu ehren. Diese bestehen aus Menschen, die in der Lebenshilfe Braunschweig arbeiten, die künstlerische Leiterin und Choreografin Gerda Brodmann-Raudonikis, der Musikkomponist Peter M. Glantz, die Tänzerin Marianne Besser, der Fotograf Uwe Brodmann sowie die Assistentinnen Nicole Kupitsch und Melanie Sapendowski.

 

Freude am Tanz und der Gemeinschaft

Vor dem Auftritt ist die Freude groß, die Aufregung bei Wiebke Behrens, Ole Rieling und Stefan Rümmler hält sich in Grenzen, denn für sie ist es eine von vielen Aufführungen, die sie in den letzten 20 Jahren gemeinsam gemeister haben. „Wir lieben es zu tanzen und sind froh, dass wir das gemeinsam mit unseren Freunden tun können“, sagt Behrens und unterstreicht dies mit einer Umarmung ihrer Freunde. Stephanie Baum, Linda Rohloff und Kathrin Schrader betonen den Zusammenhalt der Gruppe: „Wir können hier tanzen, unsere Freunde treffen und vor allem haben wir eine Menge Spaß", so Baum.
 

Viel mehr als ein Projekt

Florian König, Geschäftsführer der Lebenshilfe Braunschweig, betritt als Erster die Kanzel und bedankt sich bei allen Anwesenden, besonders aber bei den Akteuren der esistso!company, die das einstige „Projekt“ der Lebenshilfe Braunschweig jedes Jahr wieder mit neuem Leben und großer Leidenschaft erfüllen.

„Die Bezeichnung ‚Projekt‘ ist daher vielleicht nicht mehr zutreffend. Vielmehr ist die esistso!company nach 20 Jahren eine feste Größe in unserem kulturellen Angebot und vor allem auch im kulturellen Angebot der Stadt Braunschweig. Jedes Jahr entwickelt die esistso!company neue Tanztheaterstücke, mit denen sie in Braunschweig, der Region und zum Beispiel auch im polnischen Kulturaustausch auftritt.“ Das Erfolgsrezept der esistso!company, so König, „[…] ist diese besondere Mischung aus höchster Professionalität, die Verbindung von Musik und Körperbewegung, Engagement, Ehrlichkeit, auch der Mut, Schwächen zu zeigen, Liebe für den Tanz, das Agieren als Gruppe und ganz viel Kreativität.“

Die Dezernentin der Stadt Braunschweig, Dr. Christina Rentzsch, betonte in ihrer per Video übertragenen Rede die Bedeutung der Auftritte der Company für die Kulturszene Braunschweigs. Sie beschrieb:

„In einem Atemzug – das ist eine Metapher für die Inspiration, die Sie durch Ihr Engagement gewonnen haben. Es beschreibt einen Weg, auf dem Sie manchmal nebeneinander, vielleicht auch mal gegeneinander, aber immer miteinander und füreinander gegangen sind.“

David Somrei, Tänzer der esistso!company, übernimmt das Mikrofon und fährt mit den Reden fort:

„Der Fotograf Uwe Brodmann begleitet die esistso!company, das Tanztheater der Lebenshilfe Braunschweig, fotografisch bei ihren Proben und Aufführungen. Seine Arbeiten dokumentieren die künstlerische Entwicklung der Company, aber auch die Fortschritte der einzelnen Tänzer und Tänzerinnen. Seine Fotografien von diesen besonderen Menschen ehren die Sichtbarkeit des Ensembles in der Öffentlichkeit.“

„Die Company ist aus der Braunschweiger Kulturszene nicht wegzudenken“,
sagt Laudator Michael Stoeber, der die Wichtigkeit der esistso!company und all ihrer Akteure betont.

 

Das Stück vom Tauchen und Atmen, Kämpfen und Überleben

Nachdem die Reden gehalten und die Ehrungen ausgesprochen wurden, wird der Delfin in die Lüfte gehoben. In dem Stück „In einem Atemzug“ entführt das Ensemble das Publikum in die Tiefen des Ozeans, und gemeinsam tauchen sie in Erinnerungen ab. Gerda Raudonikis erklärt: „Tauchen kann ein Gefühl der Verbundenheit mit einer unbekannten Vergangenheit hervorrufen. Dabei spielt die Kontrolle über die Atmung eine zentrale Rolle – sowohl körperlich als auch emotional.“

Auf der Leinwand hinter der Bühne laufen Videos vom Tauchen und tanzenden Fischen. Das Bild der Tänzer auf der Bühne, der dunklen Saal der Kirche und die starken Farben der Scheinwerfer faszinieren und wirken beinahe surreal. Dazu kommt die elektrisierende Musikkomposition des Künstlers Peter M. Glantz, die in spannendem Kontrast zu dem Tanz Pas-de-Deux von Stefan Bogdoll und seiner Teamkollegin Marianne Besser steht. Dieser Tanz zeigt eindrücklich, wie harmonisch und gefühlvoll ein inklusives Tanzduett sein kann.

 

Standing Ovations für alle Mitwirkenden

Zum Abschluss der Vorstellung hat der kleine Delfin überlebt und wird von vielen weiteren Delfinen begleitet. Am Ende entkamen alle dank der Hilfe der Tänzer den bedrohlichen Fischernetzen. Das Publikum ist begeistert und unterstrich mit seinem stehenden Applaus die Bedeutung der esistso!company für die Braunschweiger Kulturszene.

Uwe Brodmanns Fotografien, die das Schaffen der Gruppe würdigen, sind bis zum 25. Oktober in der St. Magni-Kirche zu sehen.

 

Link zur Seite:
Kunas Modernus - In einem Atemzug

 

Text und Bilder:

Mailin Rohland