Lebenshilfe Braunschweig
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10.09.2018

Spurensuche - Fotografie und Autismus

In einem Fotoprojekt der Autismusambulanz der Lebenshilfe Braunschweig haben sich im Sommer 2017 an zwei Nachmittagen sechs autistische Menschen auf den Weg gemacht, um die Welt fotografisch zu erkunden. Es ging in erster Linie darum, ohne Druck etwas zu unternehmen: Jeder konnte für sich sein, aber auch jederzeit in Kontakt mit den anderen Teilnehmern treten.

Bei den gemeinsamen Erkundungsspaziergängen in den Gegenden des Westbahnhofs und entlang der Oker sind so individuelle Fotografien Braunschweigs entstanden, die bei einigen Gemeinsamkeiten auch ganz eigenwillige Blickwinkel zeigen, die einem im Alltag meist nicht sofort ins Auge fallen. Fünf der Teilnehmer und Teilnehmerinnen laden die Betrachter ein, sich nun von ihren Fotos inspirieren zu lassen und damit vielleicht auch selbst die Perspektive zu wechseln.

Eröffnet wird die Ausstellung „Spurensuche - Fotografie und Autismus“ am Montag, 10. September, um 18 Uhr in der Galerie Geyso20, Geysostraße 20, Braunschweig. Sie ist zu sehen bis 28. September, montags bis freitags von 13 bis 17 Uhr. Weitere Besuche oder Führungen sind nach Vereinbarung unter autismusambulanz(at)lebenshilfe-braunschweig(dot)de möglich. Realisiert werden konnte das Projekt dank einer Unterstützung der Erich Mundstock Stiftung.

Autismus zeichnet sich durch eine von der Norm abweichende Wahrnehmungs- und Informationsverarbeitung des Gehirns aus. Die Herausforderung autistischer Menschen besteht darin, sich in einer Welt bewegen zu müssen, die kaum Rücksicht auf diese weitreichenden sensorischen Wahrnehmungsbesonderheiten nimmt. Dadurch ist das Stress-Level im Alltag schon sehr hoch, zusätzlich wird häufig noch eine Anpassungsleistung in kommunikativen und interaktiven Situationen erwartet, wodurch schnell Überforderungsszenarien entstehen.

Autistische Wahrnehmung ist außergewöhnlich und anders, sie kann Leid und Schmerz verursachen, sie kann aber auch als schön, bereichernd und wohltuend empfunden werden. Das Fotografieren kann dabei helfen, den Fokus zu verkleinern und die sensorische Eindrucksflut für eine Weile besser ausblenden zu können. Damit ist dies ein Weg, im hektischen Alltag kurze Momente der Entspannung zu finden. Die Ausstellung möchte den Besuchern einen Einblick in dieses andere Erleben der Welt über das Medium der Fotografie ermöglichen.