Lebenshilfe Braunschweig
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07.09.2018

Part I: Neues Berufsbildungszentrum schafft Perspektiven

Potentiale entdecken und Perspektiven schaffen – das sind Grundlagen der Arbeit der Lebenshilfe Braunschweig. Vor allem die Zukunft von jungen Menschen mit Beeinträchtigung ist entscheidend davon abhängig, ob sie eine qualifizierte Ausbildung erhalten. Deshalb hat sich der Verein Lebenshilfe Braunschweig entschieden, ein neues Berufsbildungszentrum zu bauen.

Vorsitzender Dr. Hans-Joachim Beinroth betont: „Das ist eine wegweisende Entscheidung gewesen, um jungen Menschen eine zeitgemäße Ausbildung in einer attraktiven Ausbildungsstätte zu bieten. Zudem wird lebenslanges Lernen mit vielseitigen Weiterbildungsmaßnahmen ermöglicht.“

Entstanden ist ein dreiflügeliges helles Gebäude in der Fabrikstraße 1 F. „Obwohl wir mitten im Stadtgebiet liegen, bietet der Neubau einen besseren Zuschnitt und mehr Räume – alles wirkt groß, hell und freundlich“, bilanziert der Bauherr.

Durch den Umzug der Zentralverwaltung in den kleineren ersten Stock dieses Neubaus werden in der Kaiserstraße die Beratungsstelle sowie Jugend-, Senioren-, Freizeit- und Urlaubsangebote offener gestaltet und mit einem kleinen Café ergänzt. Zudem ziehen in einige Räume der Kaiserstraße pro familia und Kibis vom Paritätischen Braunschweig.

Im neuen Berufsbildungszentrum finden etwa 120 junge Menschen Platz für ihren Start ins Berufsleben. Zu den Ausbildungszweigen gehören Garten- und Landschaftspflege, Küche, Hausreinigung, Textil, Bürodienste, Lagerlogistik, Metall- und Holzverarbeitung. Zwei Jahre dauert die Ausbildung, die mit einem Zertifikat beendet wird.

„Doch auch danach gibt es immer wieder Möglichkeiten, sich weiter zu bilden und zu qualifizieren – lebenslanges Lernen ist heute für Menschen mit Beeinträchtigung eine Selbstverständlichkeit“, erläutert Detlef Springmann. Beste Beispiele seien Schweißzertifikat, Gabelstaplerführerschein und EDV-Schulung. „Ausgesprochen gute Erfahrungen haben wir bereits mit den Abschlüssen in diversen Helfer-Berufen; hier bringen sich zahlreiche Menschen mit Beeinträchtigung als Küchen- oder Alltagshelfer im Schulcatering, in Senioren- oder Kindertagesstätten ein. Aber auch Arbeitsfelder wie Gartenbau oder als Hausmeisterhelfer gehören als erfolgreiche Beispiele dazu.“

„Damit sichern wir einen guten Einstieg ins Berufsleben und fördern Chancen, sich in einem vielfältigen Arbeitsmarkt einzubringen“, erklärt Geschäftsführer Detlef Springmann. „Um dies zu erreichen, schauen wir auf jeden einzelnen: Ganz wichtig ist uns eine personenzentrierte Ausbildung!“ Das Besondere daran sei: „Wir bilden nach dem Prinzip der Produktionsschulen aus. Die Auszubildenden bringen sich mit ihren Ergebnissen direkt in die Arbeitswelt ein. Und das nach ihren individuellen Fähigkeiten innerhalb von Rahmenlehrplänen und vor allem mit zertifizierten Bildungsbausteinen.“

Jede Person könne also in dem Tempo lernen, wie es notwendig sei. „Mit diesem Berufsbildungszentrum ermöglichen wir vielfältige theoretische und praktische Module, gebündelt an einem Ort. Dafür haben wir Fachpersonal und nun auch einen Bau, der einem modernen Standard mit aller notwendigen Technik für unterschiedliche Arbeitsabläufe und Schulungen entspricht“, betont Geschäftsführer Detlef Springmann. Hervorzuheben seien außerdem die Kooperationen mit den Berufsbildenden Schulen und zahlreichen Firmen der Region. Im direkten Umfeld gäbe es auch schon ausgelagerte Arbeitsplätze, zum Beispiel im Christuszentrum und Hornbach-Baumarkt.

Die reinen Zahlen sind beindruckend: Es ist eine Grundstück von knapp 10 000 Quadratmetern und eine Nettofläche im Gebäude von mehr als 4000 Quadratmetern. „Zu unserem Selbstverständnis gehört, dass wir alle fördern wollen. Deshalb gibt es in diesem Berufsbildungszentrum zum Beispiel eine große Fläche mit angepasstem Arbeitstraining, eigenem Gartenzugang und Pflegebad speziell für schwerstmehrfach beeinträchtige Menschen mit einem hohen Hilfebedarf“, berichtet Detlef Springmann.

„In unserer gesamten Vereinsgeschichte haben wir noch nie ein Bauprojekt in dieser Größenordnung realisiert“, erklärt Dr. Hans-Joachim Beinroth als Vorsitzender. „Aber wir haben uns mit Bedacht für dieses neue Zentrum entschieden: Schließlich geht es um eine zeitgemäße und zugleich zukunftssichere Ausbildung von jungen Menschen mit Beeinträchtigung. Damit legen wir nicht nur heute einen Grundstein für das Gebäude, sondern auch langfristig einen Grundstein für die beruflichen Chancen von hunderten junger Menschen auf einem anspruchsvollen Arbeitsmarkt.“

Text: Elke Franzen, Fotos: Elke Franzen (1-6) Melanie Geismar (7)