Lebenshilfe Braunschweig
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21.01.2021

Fachkraft-Prüfung nach neuen Richtlinien

Einen langen Atem brauchten sie schon, die beiden Frauen aus der Lebenshilfe Braunschweig, die nun im neuen Jahr mit einem neuen Titel zur Arbeit kommen: Melanie Graßhoff und Michaela Hornburg gehören zu den ersten im Haus und sind zugleich die ersten in Niedersachsen, die nach einer neuen bundesweit anerkannten Ausbildungsrichtlinie die Qualifikation zur „Geprüften Fachkraft zur Arbeits- und Berufsförderung“ mit Erfolg absolviert haben.

Schlüsselqualifikationen

„Und es lohnt sich“, meint Melanie Graßhoff. Kommunikative, soziale, technische Kompetenzen würden geschult, über rechtliche und gesellschaftliche Rahmenbedingungen informiert, arbeits- und sonderpädagogische Stärken herausgearbeitet sowie Methoden zur Stärkung der Selbstverantwortung und Selbstbestimmung des Einzelnen verdeutlicht.

Berufsbegleitender Unterricht

„Mit einer entsprechenden Vorbildung können Gruppenleiter_innen in Werkstätten für Menschen mit geistiger, seelischer und körperlicher Beeinträchtigung sowie Mitarbeiter_innen, die in der Beruflichen Bildung tätig sind, diese Zusatzausbildung machen“, erklärt Michaela Hornburg. „Gut zwei Jahre lang, insgesamt 800 Stunden, alle 14 Tage von donnerstags bis samstags – so haben wir zu unterschiedlichen Themen unser Wissen aufbauen können.“ Im Vergleich zu einer früheren Variante sei das Schulungsprogramm komplexer geworden und alle Teilnehmenden müssten nun eine eigene Abschlussarbeit vorlegen.

Breites Themenspektrum

„Im Unterricht ging es von der UN-Behindertenrechtskonvention und dem daraus folgenden Menschenbild bis hin zur Qualitätssicherung in der Produktion“, berichten Michaela Hornburg und Melanie Graßhoff. „Als extrem hilfreich für die tägliche Arbeit sind zum Beispiel auch die Informationen über unterschiedliche Krankheitsbilder.“ Herausfordernd sei gewesen, die Ausbildung berufsbegleitend zu machen, das Lernen neben der Arbeit und „sich nach so langer Zeit wieder in eine ‚Schule‘ zu setzen“, meinen die beiden, letzteres durchaus mit einem Augenzwinkern.

Prüfungsfinale

„Ende des Jahres waren die Termine für schriftliche Prüfung, Abgabe einer Projektarbeit sowie deren Präsentation mit anschließender mündlicher Prüfung – und dann hatten wir bestanden“, ergänzt Melanie Graßhoff und freut sich, vieles in ihrem Arbeitsalltag gleich anwenden zu können.

Die Themen, mit denen die beiden sich intensiv beschäftigt haben, waren ganz unterschiedlich:

  • „Einführung des Buch-Meister-Projektes im Rahmen der kaufmännischen Qualifizierung im Berufsbildungsbereich mit den Schwerpunkten Arbeitsorganisation und pädagogische Aspekte“
  • Zum zweiten ging es, Corona-bedingt in mehrfacher Modifikation, um eine Arbeitsanleitung, die Menschen mit und ohne Beeinträchtigung gleichermaßen befähigt, eine Atemschutzmaske zu nähen - verschiedene Krankheitsbilder sowie kognitive Einschränkungen und Fähigkeiten eingeschlossen. Zusätzliche Facette: die psychische Belastung in einer Hochphase der bisher noch unbekannten Pandemie.

Klare Zielvorgabe

Für die externe Prüfung ist das Niedersächsische Landesamt für Soziales, Jugend und Familie zuständig. Das hat eine klar formulierte Zielvorgabe: „Sie werden dafür qualifiziert, Arbeitsbedingungen zu schaffen, die Menschen mit Beeinträchtigung bei der Entfaltung Ihrer Potentiale unterstützen. Auf eine personenzentrierte Haltung wird in der Fortbildung besonders Wert gelegt.“

Text: Elke Franzen
Fotos: Michaela Hornburg | Lebenshilfe Braunschweig