Lebenshilfe Braunschweig
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16.04.2021

Spielend lernen: Bürowissen spannend verpackt

„Dokumente verwalten“, „Bürowirtschaftliche Abläufe organisieren“, „Sitzungen nachbereiten“: nicht gerade Themen, die nur Glücksgefühle auslösen. Doch auch solche Aufgaben gehören im Rahmen der Büro-Ausbildung im Berufsbildungsbereich der Lebenshilfe Braunschweig dazu – und lösen, in ein Spiel verpackt, mehr Glücksgefühle aus, als mancher denkt.

Schritt für Schritt

Der Würfel fällt. Eine Eins. „Oh, nein“, stöhnt Marcel Glindemann und setzt seine Spielfigur auf das grüne Ereignisfeld. „Wie viel kosten 15 Blöcke?“ liest er vor und stürmt mit seinem Kollegen Luca Jung zum Computer. „19,47 €. Erster“, tönt es schon nach wenigen Sekunden. Geschafft, einen Schritt weiter auf dem Spielbrett.

Ausbilderin Melanie Graßhoff und Maren Schmidt, Studentin an der Technischen Universität Braunschweig, haben das Spiel entwickelt. „Wir haben uns gefragt, wie wir den Teilnehmern im Berufsbildungsbereich den trockenen Stoff auf spannende Weise nahebringen können“, berichtet Schmidt. Und dann sei ausgerechnet - Stichwort: „Glücksgefühle“ - als eine Artikelliste für Bestände zu bearbeiten war, die Idee für das Spiel entstanden, so Schmidt, die Erziehungswissenschaften studiert.

Selbsterstelltes Spiel

Dazu gab es dann einiges zu klären: Regeln ausdenken, das Spielbrett herstellen, Ereigniskarten gestalten und dabei immer das eigentliche Ziel der Vermittlung von Wissen im Auge behalten. Herausgekommen ist ein Spielbrett mit 70 Feldern, darauf einige Bilder von Leitern und grünen Schlangen. Erreicht jemand ein Feld mit der Leiter, können Felder übersprungen werden; die Schlange bedeutet, dass es einige Schritte zurückgeht.

„Auf den Ereignisfeldern müssen Aufgaben erledigt oder Fragen beantwortet werden“, erklärt Melanie Graßhoff. Zum Teil spiele man dann auch gegeneinander, indem etwa Aufgaben am Computer zu erledigen seien. Das könnten Recherchen für Preise, Preisvergleiche oder die Suche nach Informationen sein. Wer das direkte Duell gewinnt, rückt auf dem Spielfeld weiter nach vorne.

„Spielen ist mit die älteste Methoden des Lernens“, erläutert Frank Rogalski, Leiter der Beruflichen Bildung. Das Messen mit anderen und das Gewinnen-Wollen motivierten und könnten auf besonders interessante Weise Wissen vermitteln.

Gespür für Mengen und Geld

„Uns ging es beispielsweise darum, ein Gespür für Mengen und Geld zu entwickeln sowie Recherchen bei einem Büroartikelversand praktisch und mit einer besonderen Motivation durchzuführen“, erklärt Melanie Graßhoff. Und das käme erstaunlich gut an, berichtet die Ausbilderin: „Unsere Azubis können gar nicht genug davon bekommen und freuen sich immer wieder darauf.“

Die Freude bei Marcel Glindemann währte in dieser Runde allerdings nicht lange. Kurz vor Erreichen des Ziels muss er auf das Feld mit einer der Schlangen setzen und rückt nach hinten. „Mist“, bricht es aus ihm heraus, ohne dass es ihm die Laune verdirbt: „Es hat trotzdem viel Spaß gemacht.“

Text: Frank Rogalski
Fotos: Frank Rogalski | Elke Franzen